hpm übernimmt Projektsteuerung für die Generalsanierung des Deutschen Nationaltheaters Weimar

Logo zur Generalsanierung des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Quelle: Stadt Weimar

Logo zur Generalsanierung des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Quelle: Stadt Weimar

Das Deutsche Nationaltheater Weimar wird in den kommenden Jahren einer umfassenden Generalsanierung unterzogen, um seine historische Bedeutung zu bewahren und gleichzeitig den Anforderungen eines modernen Theaterbetriebs gerecht zu werden. Stolz dürfen wir verkünden, dass das Team der hpm die Projektsteuerung für das bedeutsame und herausfordernde Projekt übernommen hat. Dies beinhaltet für uns z.B. die Mitwirkung bei der Auswertung der Wettbewerbsbeiträge und nach dem Planungsstart die Implementierung der digitalen Planungsmethode BIM in den Projektablauf.

Ein historisches Erbe bewahren

Das Deutsche Nationaltheater Weimar ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein Ort von immensem kulturellem und historischem Wert. Die Geschichte des Theaters reicht bis ins Jahr 1791 zurück, als Herzog Carl August das erste Hoftheater in Weimar gründete. Unter der Leitung von Johann Wolfgang von Goethe entwickelte sich das Theater zu einem Zentrum der deutschen Klassik. Goethe inszenierte hier zahlreiche Werke und prägte die Theaterlandschaft nachhaltig. Auch Friedrich Schiller engagierte sich von 1799 bis zu seinem Tod im Jahr 1805 an der Weimarer Bühne. Das 1857 eingeweihte Goethe- und Schiller-Denkmal von Ernst Rietschel unmittelbar vor dem Haupteingang der Spielstätte symbolisiert das fruchtbare gemeinsame Wirken der beiden Dichter.

Deutsches Nationaltheater Weimar auf dem Theaterplatz; Foto: Lucas Friese, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Deutsches Nationaltheater Weimar auf dem Theaterplatz; Foto: Lucas Friese, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Unter Maria Pawlowna, Gemahlin von Großherzog Carl Friedrich, wurde das Weimarer Hoftheater zur Bühne europäischen Musiklebens. Sie berief nach Goethes Rücktritt 1817 den europaweit gerühmten Mozartschüler und Klaviervirtuosen Johann Nepomuk Hummel als Kapellmeister nach Weimar, in dessen Nachfolge ab 1842 Franz Liszt und ab 1889 Richard Strauss standen.

Da das ursprüngliche Gebäude zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Anforderungen an Größe, Bausubstanz und Technik nicht mehr genügte, wurde 1906 Max Littmann damit beauftragt, ein neues Theatergebäude zu entwerfen. Der bekannte Architekt, der vorher unter anderem das Münchner Hofbräuhaus entworfen hatte, ersann einen neoklassizistischen Bau mit einer Fassade aus Thüringer Travertin, die bis heute erhalten ist. Das insgesamt auf 2 Mio. Mark veranschlagte Bauprojekt wurde durch den Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen beauftragt, der größte Teil der Finanzierung wurde durch dessen Privatvermögen finanziert. Die Einweihung des neuen Hoftheaters wurde im Januar 1908 als feierlicher Staatsakt zelebriert, an dem Kaiser Wilhelm II. und 70 Intendanten anderer Theater teilnahmen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts erlebte das Theater zahlreiche historische Ereignisse und Aufführungen. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte das Deutsche Nationaltheater Weimars insbesondere durch die geschichtsträchtigen Tagungen der Weimarer Nationalversammlung ab 1919, die die erste demokratische Verfassung Deutschlands verabschiedete. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Theater als Spielstätte für das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle Weimar. Heute ist es ein lebendiger Ort der Kultur und Kunst, der jährlich Tausende von Besuchern anzieht und ein vielfältiges Programm aus Oper, Schauspiel und Konzerten bietet.

Nationalversammlung im Deutschen Nationaltheater 1919, Quelle: Deutsches Nationaltheater Weimar
Nationalversammlung im Deutschen Nationaltheater 1919, Quelle: Deutsches Nationaltheater Weimar

Umfangreiche Sanierungsmaßnahmen

Als bedeutendster Bühnenbetrieb der Stadt Weimar und überregional relevante Kulturstätte werden mit der Generalsanierung des Deutschen Nationaltheaters wichtige Akzente für die Funktionsfähigkeit einer attraktiven, lebendigen und Identität-stiftenden Stadtmitte gesetzt. Die Modernisierung zielt darauf ab, die bauliche Substanz des Theaters zu sichern, seine technischen Einrichtungen auf den neusten Stand zu bringen und gleichzeitig den historischen Charakter des Gebäudes zu bewahren. Bis heute arbeitet die Institution in einem Gebäude, welches in den Zeitschichten von 1907 und 1948 weitgehend unverändert geblieben ist. Die letzte umfassende baulich-technische Anpassung der Standards erfolgte mit dem Umbau des Großen Saals im Jahr 1975 und der Teilsanierung im Jahr 1998. In der Konsequenz bedeutet dies einen erheblichen Sanierungsstau.

Neben umfassenden Flächendefiziten, wie etwa fehlende Nebenbühnen für Szenenwechsel oder fehlende Lagerflächen in allen Werkstattbereichen sowie funktionalen Defiziten im Bühnenbetrieb existieren auch zahlreiche Defizite im Bereich Barrierefreiheit und Arbeitsschutz, im Publikumsbetrieb, im Bereich des Brandschutzes, der Veranstaltungstechnik, im Tragwerk und der Konstruktion oder bei der technischen Gebäudeausrüstung. Angestrebt wird außerdem eine energetische Sanierung des DNT, um Klimaneutralität zu erreichen.

Offizielle Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung und Übergabe des Förderbescheids am 8. Mai 2024 in Weimar. Im Bild v.l.: Prof. Dr. Benjamin-Emanuel Hoff (Kulturminster Thüringen); Claudia Roth, Kultur Staatsministerin; Peter Kleine, Oberbürgermeister der Stadt Weimar. Foto: Henry Sowinski
Offizielle Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung und Übergabe des Förderbescheids am 8. Mai 2024 in Weimar. Im Bild v.l.: Prof. Dr. Benjamin-Emanuel Hoff (Kulturminster Thüringen); Claudia Roth, Kultur Staatsministerin; Peter Kleine, Oberbürgermeister der Stadt Weimar. Foto: Henry Sowinski

Teilprojekte und Ziele

Für die umfassenden Sanierungsarbeiten haben Bund und Land 167 Mio. € zur Verfügung gestellt. Das Projekt besteht aus drei Teilprojekten:

  1. Generalsanierung und moderate Erweiterung des Haupthauses am Theaterplatz mit Funktionsverbesserungen im denkmalgeschützten Zuschauersaal und Erneuerung der Bühnentechnik
  2. Neubau der Theaterwerkstätten
  3. Umbau der Redoute zur zweiten Spielstätte mit Kleiner Bühne und Experimentierbühne

Ein zentraler Aspekt der Sanierung ist die Erhöhung des Erlebnisgehaltes und Steigerung der Aufenthaltsqualität für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Dazu gehören die Modernisierung der Bühnentechnik, die Integration moderner Beleuchtungs- und Tontechnik sowie die Einbeziehung des gesamten Ambientes inklusive Foyers, Garderoben und Sanitärbereiche sowie Klimatechnik. Weiterhin sollen Funktionalitäten für den Werkstätten-, Proben und Vorstellungsbetrieb optimiert werden, um Arbeitsabläufe effizienter und sicherer zu gestalten. Räumliche Zuschnitte und Verteilungen werden einer Revision unterzogen, um gesetzlichen Forderungen und betrieblichen Notwendigkeiten gerecht zu werden.

Besonderen Fokus legen die Projektbeteiligten zudem auf Barrierefreiheit, Inklusion und Diversität. Dafür bedarf es barrierefreier Zuschauerbereiche, Arbeitsplätze und Transportwege sowie Hilfsmittel für Hörgeschädigte und Sehbeeinträchtigte. Umkleide- und Sanitärbereiche berücksichtigen die Diversität der Beschäftigten. Der Energiebedarf des Hauses soll durch moderne Technik, intelligente Steuerungssysteme und weitere energetische Maßnahmen so minimiert werden, dass ein energieeffizientes und weitgehend klimaneutrales Theater entsteht. Und wenngleich das Theater grundsätzlich analog bleibt, so sollen doch schnelle Datenverbindungen, intelligente Technik und geeignete Serverräume die Arbeit in einem modernen, digitalen Umfeld ermöglichen.

Ausstellung eines Modells des deutschen Nationaltheaters im Rahmen des Rückfragekolloquiums mit Rundgang am 18. März 2024 in Weimar. Foto: Thomas Müller
Ausstellung eines Modells des deutschen Nationaltheaters im Rahmen des Rückfragekolloquiums mit Rundgang am 18. März 2024 in Weimar. Foto: Thomas Müller

Zweistufiger Teilnahmewettbewerb mit Rückfragen-Kolloquium

Im Wettbewerbsverfahren des Vergabeverfahrens „Generalsanierung DNT Weimar – Haupthaus“ sind bis Februar insgesamt 13 Teilnahmeanträge eingegangen. Anschließend erfolgte die Auswahl der Teilnehmenden nach festgelegten Zulassungskriterien. Diese wurden im nächsten Schritt hinsichtlich der Auswahl- und Eignungskriterien geprüft. Ende März 2024 fand zudem ein Rückfragen-Kolloquium statt. Dort wurde den Planungsteams die Möglichkeit gegeben, das DNT auf einer zweistündigen Führung kennenzulernen und im Anschluss Fragen bezüglich der Auslobung sowie zur Wettbewerbsaufgabe zu stellen. Die Beantwortung erfolgte durch das ebenfalls anwesende Preisgericht, die Ausloberin Stadt Weimar und das wettbewerbsbetreuende Büro.

Nun sind die Planungsteams gefragt, sich mit der spannenden und komplexen Aufgabe auseinanderzusetzen. Die Preisgerichtssitzung Ende August 2024 wird dann darüber entscheiden, wer zu den Preisträger:innen zählt. Im danach anstehenden VgV-Verfahren wird aus dem Kreis der Preisträger:innen das Team ermittelt, welches den Planungsauftrag erhält. Hierbei werden sowohl die Platzierung im Wettbewerb als auch die Leistungsfähigkeit der Teams ausschlaggebend sein.